„El sur“ ist kein ganz gewöhnlicher Film: Er missachtet das eherne Gesetz, wie ein Spannungsbogen in einem Spielfilm abzulaufen hat. Statt ständiger Aufs und Abs wirkt die Heldenreise der jungen Hauptfigur Estrella auf den Spuren ihres Vaters eher wie ein Vorantasten. Damit ist der Film dem wirklichen Leben näher als die zahlreichen optisch aufgehübschten Filme der Neuzeit.
Natürlich macht der Film damit wie auch mit seiner altmodisch-konservativen Kameraführung stellenweise eher einen zähen Eindruck. Aber man fiebert mit Estrella mit, dass sie das alte Geheimnis ihres Vaters lüftet. Als sie ihn gegen Ende damit konfrontiert, wahrt er wie immer den Schein und gibt sich souverän, zeigt aber dann doch, wie ihn das ungelöste Problem aus seiner Vergangenheit belastet.
Das Ende des Filmes ist zwiespältig: traurig und hoffnungsvoll zugleich. Die große Wahrheit, was wirklich geschah, bleibt im Unklaren. Das mag für den Filmzuschauer, der gerne alle Zusammenhänge erklärt haben würde, ungewohnt sein.
Aber „El sur“ wurde eben nicht fertig, nachdem er in Cannes bereits unvollständig gezeigt wurde. Damit waren die Produzenten zufrieden und ließen Victor Erice seinen Film nicht beenden. Zur vollständigen Aufklärung gibt es da aber noch die Erzählung von Adelaide García Morales, auf der der Film basiert. (tve)