La familia

Regisseur: Gustavo Rondón Córdova

Produktion: Venezuela/Chile/Norwegen, 2017

Genre: Drama

Länge: 82 min.

„La familia“ ist ein Film über das gespaltene Verhältnis zwischen einem alleinerziehenden Vater (Giovanny García) und seinem zwölfjährigen Sohn (Reggie Reyes), das durch ein Missgeschick des Sohnes auf eine ernsthafte Probe gestellt wird. Auf der Flucht vor den wütenden Bewohnern ihres Armenviertels müssen sie gemeinsam Finanznöte überwinden und als Kleinstfamilie wieder zusammenfinden.

Der Film ist der erste Langspielfilm des venezolanischen Regisseurs Gustavo Rondón Córdova, der davor schon mit mehreren Kurzfilmen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Er wurde auf mehreren internationalen Festivals, u.a. in Stockholm, Cannes, San Sebastián, Chicago und Miami gezeigt und dabei mehrfach nominiert und zweimal ausgezeichnet.

Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir hier diesen Film, der momentan auf dem spanisch-lateinamerikanischen Filmfestival „CineLatino“ gezeigt wird. Vom 18. bis 25.04. werden dort aktuelle Filme aus Spanien und Lateinamerika in Kinos in Tübingen, Stuttgart, Freiburg und Reutlingen präsentiert. „La familia“, einer der vielen Filme, die sich um das diesjährige Hauptthema Jugend drehen, ist noch am 25.04. um 19:30 Uhr in Freiburg (Kommunales Kino) und um 20:00 Uhr als Abschlussfilm in Tübingen (Studio Museum) zu sehen. Gezeigt wird er jeweils im spanischen Original mit englischen Untertiteln.

La familia (Filmkritik)

Ein Leben in den Slums von Caracas ist ohnehin kein Zuckerschlecken. Doch was passiert, wenn gefühlt das ganze Viertel hinter dir her ist?

In einer solchen Situation befindet sich der zwölfjährige Pedro (Reggie Reyes). Provoziert von einem anderen Jungen, verletzt er ihn lebensbedrohlich mit einer Glasscherbe. Zum Entsetzen seines alleinerziehenden Vaters Andrés (Giovanny García): Aus Angst vor der Rache der Angehörigen verlässt er fluchtartig mit Pedro die Armensiedlung. Pedro hingegen sieht seine Schuld nicht ein und behauptet, er würde mit den Leuten schon fertigwerden.

Für beide zählt – das muss mit der Zeit auch Pedro einsehen – fortan nur noch das nackte Überleben: Unentdeckt zu bleiben ist dabei ein Faktor. Der andere ist das Geld: Um sofort das Viertel zu verlassen, muss zunächst der Taxifahrer mit 3.500 Venezolanischen Bolívar bestochen werden. Umgerechnet sind das für uns lächerliche 5 Cent, für Andrés ist es eine bittere, aber notwendige Investition im Kampf ums Überleben.

Um der notorischen Geldnot zu entfliehen, greift Andrés auf altbekannte Arbeitskontakte zurück. Pedro wird in die Arbeit mit eingegliedert – für ihn eine bisher unbekannte Situation.

Während der Vater voller Verzweiflung ist, versucht der Sohn, voller jugendlichem Leichtsinn seine Tat zu entdramatisieren. Doch beide sind voneinander abhängig. Ein ohnehin schon angespanntes Verhältnis wird in einer Extremsituation auf die Probe gestellt. Wird die Situation das letzte Band zwischen beiden zerreißen oder können sie sich zusammenraufen?

Die Emotionen der beiden Hauptdarsteller, eigentlich nur noch zwischen negativen Polen schwankend, beherrschen den Film: Scham, Schuldgefühle, Angst, Verzweiflung, Wut und Trauer wechseln sich ab. In den erstarrten Gesichtern der Protagonisten spiegeln sich zwei Menschen wider, die den Glauben an das Gute im Menschen verloren haben.

Besonders eindringlich spürbar ist das Elend in der Armensiedlung von Caracas: Tausende von Menschen leben dort in kolossalen, tristen Gebäuden aufeinander wie in einem Bienenstock. So paradiesisch ihr Ausblick auf die Stadt ist, so erbärmlich sind ihre Verhältnisse. Die Jugendlichen sind ständig auf Provokation aus, die Erwachsenen siechen dahin. Die Kommunikation ist nicht konstruktiv sondern aggressiv, auf Gewalt folgt Gegengewalt.

Der Filmtitel „La familia“ führt, wohl bewusst, in die Irre. Hier geht es nicht um ein harmonisches Gebilde, bestehend aus zwei Eltern und einem oder mehreren Kindern. Es geht um zwei Menschen, die die Urfunktion der Familie erfüllen müssen: das Überleben.

La familia (reseña)

„La familia“ película dirigida por el venezolano Gustavo Rondón Córdova, es la película elegida por  el  Festival de Cine Latino de Stuttgart  para celebrar su 25 aniversario.

Con un limitado conocimiento de Venezuela y en particular de Caracas, sus barrios, sus zonas ricas, pobres  y sus conflictos sociales me siento en las cómodas butacas de un cine alemán para ver pasar imágenes que cuentan una historia en una barriada de la ciudad de Caracas.

Sin ser un documental y sin saber si se ha basado en hechos reales, la certeza de la veracidad de los hechos es palpable. Rondón Córdova consigue que esa realidad salga de la pantalla y nos golpee como un relato real.

Me reconfortan los subtítulos en inglés de un español que pasa los límites del coloquial en los primeros diálogos de los jóvenes adolescentes caraqueños.

Las imágenes de los bloques donde viven y conviven muchas familias no me asusta. Reconozco cierta forma de vida donde también se puede subsistir. Pero no todos subsisten. La violencia está al acecho esperando su suerte. Esa violencia brutal, aceptada como una opción; algo que nos es desconocido a la mayoría de los europeos. „La familia“ es el ejemplo de esa violencia, de esa espiral imparable, de ese dominó que cuando empieza no puede evitar que las siguientes piezas caigan. Una tras otra.

Rondón muestra la violencia sin escenas hirientes ni sobrecogedoras para el espectador, el espectador percibe esa delicadeza y fineza en la dirección.

Un padre viviendo al borde de la supervivencia y de la ilegalidad, asustado por la dimensión que tiene el conflicto que su hijo ha provocado.

Un hijo adolescente, valiente, fuerte, encarado con la vida, todavía sin saber que la vida tiene vida propia y que las reglas no son iguales para todos en una sociedad que está basada en la desigualdad.

Los dos formando una familia. Una unión que les da la opción de huir para no acatar los mandatos de la violencia y no encharcar un futuro incierto pero posible.

Un primer plano en la escena final, atrevido y cercano, que deja al espectador inmóvil rendido ante los rasgos de la juventud, fuerza y belleza.

Aconsejable.